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Sind “Soziale Netzwerke” nicht eher “Objekt-Netzwerke”?

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netwo.jpgKaum spricht man über das “Web 2.0″ und dessen Auswirkungen, Möglichkeiten und Gefahren, taucht garantiert ein Begriff auf – “Soziale Netzwerke“. Nahezu jeder benutzt ihn, aber leider wird er immer mehr verwässert und in Fällen verwandt, die eigentlich längst nichts mehr mit dem Grundgedanken eines sozialen Netzwerkes zu tun haben.

Die Suche nach der Definition für “soziale Netzwerke”

Die Uni Hamburg hat eine Definition bereitgestellt, die aber meines Erachtens zu sehr am realen Leben orientiert ist. Auch Wikipedia hat eine Definition parat, doch auch diese ist primär an die Welt außerhalb des Internets gekoppelt.

Klar ist, dass für soziale Netzwerke immer mindestens zwei User nötig sind, denn nur dann kann man von einer (ansatzweise) sozialen Struktur ausgehen. Klar ist auch, dass ein soziales Netzwerk nur dann besteht, wenn zwischen den Individuen (=Usern) eine Beziehung/eine Verbindung (“Link”) besteht. Demnach können wir also sämtliche Fälle ausgrenzen, in denen sich zwar mehrere User auf einer Plattform befinden, aber keinerlei (aktive) Verbindung zwischen ihnen besteht.

Grundlage eines jeden sozialen Netzwerkes ist also zwingend eine Intention bzw. – wie es Jyri Engeström in seinem Blog deutlich herausgearbeitet hat – zumindest ein Objekt (egal, welcher Art dieses “Objekt” ist), das mindestens zwei User miteinander verbindet. So kann eine Aufgabe (Rememberthemilk.com), ein Berufsbereich (Xing) oder auch ein Bild (Flickr) das entsprechende Objekt darstellen, das die User miteinander verbindet.

Wann ist ein “soziales Netzwerk” ein soziales Netzwerk?

Würde man dieser Argumentation folgen, wäre auch YouTube bereits ein soziales Netzwerk ist es das denn wirklich? Ist bereits das gemeinsame (wissentliche) Interesse an einem Video, einem Bild, einer Nachricht oder gar lediglich einem Link zu einer Website (Digg, Furl, Mister Wong etc.) als ein soziales Netzwerk zu bezeichnen?

Und was ist mit Plattformen wie Pageflakes.com, Netvibes.com oder Live.com? Auch dort können viele weitergehende Inhalte unter den Usern ausgetauscht werden (Beispiel: Tabs, Gadgets etc.), aber die User, die die Elemente (Objekte) eines anderen Users übernehmen, wissen meist nicht mehr über sich, als dass sie ein gemeinsames Interesse am jeweiligen Inhalt besitzen

Ok, Kommentare können zum Teil gepostet werden, aber die beschränken sich in den meisten Fällen auf Hinweise, kurze Meinungsäußerungen oder Banalitäten wie “Hi – Du auch hier?“. DAS soll für ein soziales Netzwerk ausreichen?

Back to the roots

Gehen wir zurück zur Uni Hamburg und deren Definition eines “sozialen Netzwerkes” (auch wenn sie primär für das Leben außerhalb des Webs gedacht ist), so fällt ein entscheidender Satz auf:
“Soziale Netzwerke bieten praktische, emotionale und kognitive Unterstützung in Belastungs- und Krisensituationen

Keine der oben genannten Plattformen bietet das faktisch – weder Youtube, noch Live, noch Netvibes. Und ehrlich gesagt, fallen mir nur wenige ein, die eine solche Option besitzen: Plattformen auf denen keine objekt-orientierte, sondern eine soziale (im wahrsten Sinne des Wortes) Kommunikation stattfindet – eben Communities und Foren.

Wenn User die Möglichkeit haben, sich (direkt oder indirekt) auszutauschen, sich kontaktieren können oder die (bidirektionale) Kommunikation in Form einer verbalen Unterstützung möglich ist, dann handelt es sich um ein “soziales Netzwerk” – der Rest sind Ansammlungen und Verknüpfungen von Objekten. Nicht mehr und nicht weniger.


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